Auf dem Gelände des ehemaligen militärischen Tanklagers Schafstedt, unweit des Nord-Ostsee-Kanals im Eigentum der Stiftung Schleswig-Holstein, befinden sich zwei seit Jahrzehnten ungenutzte oberirdische Gebäude, das Pumpenhaus und das Magazin. Diese sog. „Lost Places“ wurden in den vergangenen Monaten insbesondere zu Winterquartieren für trocken und kühl überwinternde Fledermausarten hergerichtet. Durch die Schaffung einer Vielzahl unterschiedlicher Strukturen im Inneren der zugemauerten Gebäude entstanden sichere Rückzugsräume für bspw. die Zwerg-, Mücken-, Rauhaut- und Breitflügelfledermaus für den Winter. Und die Überraschung: Nur einen Tag nach Bauabnahme war der erste Überwinterungsgast bereits eingezogen! Bei einer kürzlich erfolgten Kontrolle entdeckten wir ein Braunes Langohr in einem Hohlblockstein an der Decke im Inneren des Magazins.
Im Sommer bieten außen an der Fassade angebrachte Bleche und unterschiedliche kastenartige Quartiere Rückzugs- und Fortpflanzungsorte. Für lange Strecken wandernde Arten wie beispielsweise Rauhautfledermäuse und Große Abendsegler ist die Lage am Nord-Ostsee-Kanal ideal, um an den Gebäuden Zwischenquartiere zu beziehen und Rast zu machen. Die gezielte Beweidung der umgebenden Flächen mit Ziegen und Galloways durch die Stiftung Naturschutz sorgt für eine langfristig insektenreiche Vegetation, als Nahrungsgrundlage für die Fledermäuse.
Auch für weitere Arten wurden Maßnahmen im Zuge der Gebäudeherrichtungen umgesetzt, wie z.B. für Rauch- und Mehlschwalben zusätzliche Nester in und an den Gebäuden angebracht. Die bereits vorkommende Zauneidechse erhielt Eiablage- und Sonnenplätze durch Sandschüttungen an den sonnenexponierten Gebäudeseiten. Abgerundet wird die Maßnahme durch zwei Insektenhotels auf insgesamt 12 m² Fläche, die mit Holz und Lehm ausgestattet, verschiedenen Arten künftig Unterschlupf bieten. Zur Förderung von blütenreicher Nahrungspflanzen ist im kommenden Frühjahr eine Ansaat auf den Rohbodenstellen geplant.
Die Herrichtungsmaßnahmen sind eine Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und dem Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V. Die Konzeption und Umsetzung der Maßnahmen erfolgte im Rahmen des Projektes „Trittsteine und Korridore für die Biodiversität in Dithmarschen“ (kurz TriKo) des Bündnisses aus Mitteln des Fonds „Mehr Natur für Dithmarschen“. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an Matthias Göttsche für die Konzeption und Baubegleitung der Fledermausmaßnahmen, an Maurer- und Betonbaumeister Birger Bach für die Durchführung der Gebäudearbeiten und an Christian Winkler für die Baubegleitung zur Zauneidechse.
Fotos: BNiD, M- Göttsche