Nach Auswertung aller Datenquellen können wir nun eine Bilanz ziehen. Das Brutergebnis 2025 bleibt leider unter seinen Möglichkeiten, obwohl Wetter und Nahrungsangebot günstiger waren als im Vorjahr.

Positiv war das Ausbleiben tödlicher Infektionen wie Vogelgrippe oder Vibrionen. Weiter ergab sich eine bessere Nahrungssituation und ausgeglicheneres Wetter, welche sich in einer besseren durchschnittlichen Kondition der Küken während der Wachstumsphase bemerkbar machte. Negativ war der über die gesamte Brutzeit erhebliche Prädationsdruck, vor allem durch invasive Säugetiere (Marderhunde, Wanderratten) und Großmöwen. Zu Beginn der Brutzeit waren darüber hinaus Rohrweihe, Wanderfalke und Aaskrähen auffällig. Gegen Ende der Kükenzeit wirkte sich positiv aus, dass Marderhunden in diesem Jahr erstmals wirksam jagdlich begegnet werden konnte.

Der Brutbestand lag bei 52 Brutpaaren (3 weniger als im Vorjahr), die insgesamt 58 Brutversuche unternahmen. 6 Brutpaare produzierten ein Ersatzgelege, nachdem sie ihr erstes Gelege verloren hatten. Leider sind diese Zweitbruten zumeist weniger erfolgreich, so auch in diesem Jahr. 25 Küken wurden in der Zwischenzeit in den Niederlanden nachgewiesen. Daher können wir abschätzen, dass insgesamt etwa 30 Küken flügge geworden sind.

Für Populationsbiologen ist die Reproduktionsrate eine entscheidende Größe, da sie bestimmt, ob eine Population wächst, schrumpft oder stabil bleibt, sofern alle anderen Faktoren konstant bleiben. In diesem Jahr beträgt die Reproduktionsrate für die stark bedrohte Population der Lachseeschwalbe leider nur 0,58 Küken pro Brutpaar. Dies liegt unter dem für den Erhalt des Status Quo der Population berechneten Wert von 0,7 Küken pro Brutpaar. Angesichts einiger im Vergleich zu den Vorjahren günstigeren Faktoren (Wetter, Nahrung) ist das unbefriedigend, bedeutet aber auch keine Katastrophe, wie sie bei den fischfressenden Seeschwalben zu beobachten war.

Unsere Erkenntnisse zeigen klar, dass der Umgang mit Prädatoren entscheidend für den Erhalt der Großkolonie sein wird. Es wird bereits jetzt viel im Prädationsmanagement getan – der mit Abstand größte Teil unserer Projektarbeit besteht daraus. Aber wird das reichen? Seit langem ist der Bruterfolg der Seeschwalben an den Küsten und im deutschen Wattenmeer zu gering und die Mortalität zu hoch. Die Anzahl und Tragweite der Bedrohungen hat in den letzten Jahren z.B. auch durch das verheerende Auftreten von Krankheiten, zugenommen (Vogelgrippe, Vibrionen). Daran müssen sich Natur- und Artenschutz anpassen, wenn sie nicht scheitern wollen, und die Problemzonen anpacken, auf die wir als Menschen Zugriff bekommen können.

Besonders die Abwehr invasiver Arten wie Wanderratte und Marderhund, die vom Menschen eingeschleppt wurden und nicht ursprünglicher Bestandteil unserer Ökosysteme sind, muss systematisch und mit hoher Instensität erfolgen, damit Bodenbrüter, und insbesondere Vogelkolonien, auf Dauer eine Chance haben.

Die Vögel waren zuerst da. Soweit man zurückdenken kann gehörten sie zum Wattenmeer und unserer Küste. Sie bilden die Artenvielfalt, die einen natürlichen oder naturnahen Lebensraum definieren. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, sowohl auf lokaler Ebene mit diesem Projekt als auch als Gesellschaft mit globaler Perspektive, sie auf den wenigen verbliebenen Flächen ihres Lebensraumes zu erhalten.

mehr auf: gelochelidon.de

Fotos: Fred und Renate Visscher

 

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