Seit vielen Jahren verfolgen wir, dass der größte Teil der Lachseeschwalben aus Neufelderkoog mit ihren Jungvögeln in Richtung Groningen abfliegt, sobald die Küken dazu in der Lage sind. Dort verweilen sie für eine Zeitspanne zwischen ein und vier Wochen und nutzen das reichliche Angebot an Großinsekten, vor allem das Grüne Heupferd und Libellen, aber auch Frösche aus den vielen Gräben. Die Nahrung ist dort so reichlich, dass die Küken in hoher Frequenz gefüttert werden können, was im Hinterland der Kolonie Neufelderkoog auf Grund der verarmten ökologischen Qualität nicht möglich ist.
In ihrer Zeit in Alteveer wachsen die Küken dann zu voller Größe aus, vor allem das Gefieder erreicht seine endgültige Länge und Festigkeit, und können dann in guter Kondition die weite Reise in den Mitelmeerraum und Westafrika antereten. Bisher wissen wir wenig über Zugwege und Rastgebiete während des Zuges (Stopover-Sites), nachdem sie die Niederlande verlassen haben. Frankreich, Spanien und Portugal liegen sicherlich auf ihrem Weg, aber die Zahl der Meldungen beringter Vögel aus diesen Gebieten ist noch zu gering, um Muster zu erkennen.
Das Vorland von Neufelderkoog und die Sandgruben bei Groningen stellen also zwei Komponenten eines Systems dar, das Lachseeschwalben benötigen, um in Mitteleuropa überleben zu können.
Neufelderkoog bietet das Bruthabitat mit seiner kopfstarken Großkolonie und den gastgebenden Arten, ohne die die Lachseeschwalben dort nicht brüten würden.
Groningen bietet Rast- und Nahrungsgebiete sowie Schlafplätze am Dollart, ohne die die flüggen Küken nicht gesund und kräftig gedeihen würden.
Die 160 km Distanz, die zwischen Neufelderkoog und Groningen liegen, sind für Lachseeschwalben keine echte Entfernung. Aus Daten mit GPS-Loggern ausgestatteter Vögel wissen wir, dass sie diese Strecke mühelos an einem Tag hin- und zurückfliegen können. Lachseeschwalben kennen also keine Grenzen, sondern nur Lebensräume. Es ist also zu hoffen, dass sich zukünftig sowohl im Dithmarscher Brutgebiet als auch in den Groninger Rastgebieten keine Verschlechterungen in deren Qualität ergeben. Dafür tragen beide Regionen, beide Länder, eine Verantwortung.
Weitere Infos unter: gelochelidon.de
Fotos: H. Kuipers, J. de Jong, R. Visscher


